Ellira-Verfahren


Ein von der der amerikanischen Firma Linde Air Products Co. in den USA patentiertes Unterpulverschweißverfahren (Elektro Linde Rapid)

Das Ellira-Verfahren (Elektro Linde Rapid) war ein von der der amerikanischen Firma Linde in den USA patentiertes Unterpulverschweißverfahren, das während des Zweiten Weltkries in amerikanischen Schiffswerften eingesetzt wurde.[1] 
   
Der Lichtbogen brannte dabei, für das Auge nicht sichtbar, unter einer Schicht körnigem Pulver zwischen einer abschmelzenden Drahtelektrode und dem Grundwerkstoff. Da die Drahtelektrode kontinuierlich zugeführt wurde, wurde sie früher auch „laufende Elektrode“ genannt.
   

Geschichte

Das Unterpulverschweißen wurde in Amerika 1933 als „Unionmelt“ eingeführt. Anfangs wurde angenommen, dass es sich um ein Widerstandsschweißverfahren handelt, bei dem kein Lichtbogen brennt. Erst Tannheim erkannte auf Einzelbild-Röntgenaufnahmen, dass es sich um ein Lichtbogenschweißverfahren handelt.[2] 
     
Es hat sich in Deutschland anfangs nur langsam etabliert, obwohl es als wirtschaftlich sehr attraktiv galt. Erste Versuche wurden 1939 bis 1942 von Ranke und Tannheim durchgeführt. Auch bei Kjellberg in Finsterwalde wurden auf Drängen des schwedischen Mutterkonzerns, der ESAB, bereits im Frühjahr 1940 mit einem eigenen Automaten und mit Schweißpulver der ESAB Vorversuche zum Unterpulverschweißen durchgeführt.[3] 
    
Weitere Versuche mit Schweißungen von St 52 wurden 1942 bis 1944 von R. Malisius am Institut für Bauforschung in Stuttgart durchgeführt und mit lichtbogenhandgeschweißten Proben verglichen.[4] 
    
Das Verfahren wurde bei den Deutschen Werken in Kiel, und bei der MAN in Gustavsburg industriell erprobt. Die damit hergestellten Schweißnähte hatten eine hohe mechanische Güte, und die Produktivität fünf- bis zehnmal so hoch wie beim E-Handschweißen.
   
Die Wurzellage musste anfangs nach wie vor manuell mit der Elektrode eingebracht werden, aber dann konnten automatisiert mehrere Lagen gelegt werden. Allerdings waren die Geräte anfangs noch kompliziert zu bedienen und für viele Einsatzfälle zu unhandlich. Insbesondere die röhrenbestückte Lichtbogen-Steuerung war oft störanfällig, so dass der Lichtbogen und  der Brennpunkt in der Naht oft manuell durch Prozessbeobachtung vom Schweißer gesteuert werden musste.
    
Im Juli 1943 beauftragte das Oberkommando der Kriegsmarine die Kjellberg Elektroden & Maschinen GmbH, einen kompakten, leistungsstarken Schweißautomaten für die breite industrielle Anwendung des Ellira-Verfahrens im Kriegsschiffbau zu entwickeln. Als erstes Los sollten zunächst ein Prototyp und dann 20 Anlagen, bestehend aus Stromquelle, Automat und Fügeteilvorrichtung geliefert werden.[3] 
    
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ellira-Schweißen 1949 im Werk Orange, der Dortmunder Union AG praktisch vorgeführt: Am 17. Juni 1949 konnten dort bei einem Vortrag mit praktischen Vorführungen 260 Teilnehmer konnten begrüßt werden.[5] 
    
Zum Auftragschweißen von Eisenbahnschienen wurde es von der Firma Elektro-Thermit GmbH unter den Markennamen ETEKA 5® and RIFLEX® weiterentwickelt und vermarktet. Diese galten später als weltweit Standardverfahren bei der Unterhaltung von Gleisen bei kommunalen Verkehrsbetrieben.[6] 
   
In der DDR wurde unter Lizenz der “Gesellschaft für Lindes Eismaschinen AG“ in Höllriegelskreuth bei München ein automatischer Ellira-Schweißkopf L/B-EVa entwickelt. Er hatte eine einfache und daher sehr betriebssichere Steuervorrichtung und konnte über leicht zu bedienende Verstellmöglichkeiten in unterschiedlichen Lagen eingesetzt werden.[7] 
   
Die Firmenbezeichnung dieses Verfahrens wurde später durch den Normenbegriff "Unterpulverschweißen" verdrängt.
    

Quellennachweise

  1.  William M. Conn: Die Technische Physik der Lichtbogenschweissung einschließlich der Schweißmittel. Springer Verlag, 1959. S. 295.
       
  2. Stefan Brumm: Leistungssteigerung beim Lichtbogenschweißen durch Verwendung von Drahtelektroden größeren Durchmessers. Schriften aus der Ilmenauer Fertigungstechnik, Band 6. Universitätsverlag Ilmenau, 2018. S. 7-8.

  3. Peter Hennig: Rundschau-Serie: Schweißautomat für Kriegsschiffbau in Finsterwalde entwickelt. LR-online, 31. Juli 2007.

  4. F. Munzinger: Versuche über die Widerstandsfähigkeit von geschweißten Querträgeranschlüssen bei oftmals wiederholter Biegebelastung. Versuche mit Ellira-Schweißungen. In: Berichte des Deutschen Ausschusses für Stahlbau. Heft 17, Springer-Verlag, Berlin und Heidelberg, 1952.

  5. DVS-Bezirksverband Gelsenkirchen: Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des DVS-Bezirksverbands Gelsenkirchen, 1927-2002. S. 6 und 14.

  6. Zukunft mit Tradition. Jeder Erfolg hat auch eine Geschichte.

  7. Peter Nolde: Aus der Geschichte der Schweißtechnik im Hochseeschiffbau der DDR III. Zu Entwicklung des UP-Schweißens im DDR-Schiffbau, Teil 2. In: DVS-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern: Der Schweißbote, Nr. 1, 2011.