Die Thomson-Schienenschweißmaschine wurde ab Februar 1893 für die Verlegung von 5,6 km Schienen bei der Baden & St. Louis Railroad und 1917 für das "Kompressionsschweißen" von Eisenbahnschienen eingesetzt. Der folgende ingenieurwissenschaftliche Bericht wurde 1910 von Richard Newell Hart in seinem Buch über das Schweißen in Theorie und Praxis veröffentlicht:
Schienenschweißen mit dem Thomson-Prozess
Von Richard Newell Hart, B.S. (* 1882)
Publiziert in: Welding - Theory, Practice, Apparatus and Tests
Electric, Thermit and Hot-Flame Processes
McGraw-Hill Book Company, New York, 1910[1]
Auf den Seiten 43-66 des Originalbuches gibt es eine detaillierte Beschreibung des Apparats und des Stroms.
Die wichtigste Einzelanwendung des Thomson-Verfahrens war das Schweißen von Straßenbahnschienen. Vor 1892 wurde das gesamte Schienenschweißen nach dem Giwßschweißverfahren durchgeführt (...).
In letzter Zeit haben die elektrischen Straßenbahnen begonnen, elektrisch geschweißte Schienen und auch thermitgeschweißte
Schienen einzuführen. Um
den Strom zu leiten, stellen geschweißte Schienen eine große Verbesserung gegenüber den durch Laschen und Kupferdraht verbundenen Schienen dar:
1. Die Leitfähigkeit der Schweißnaht ist genauso gut oder besser als die des Schienenstücks. Es gibt keine Verklebung, die sich lösen, undicht werden oder gestohlen werden könnte.
2. Die Schiene wird viel länger halten.
3. Geschweißte Schienen haben eine höhere Laufruhe.
Schienen, die durch Stadtstraßen verlaufen, sind gut in die Straße eingebettet. Wenn der Straßenbelag kein guter Wärmeleiter ist und die Extremwerte der Sommer- und Wintertemperaturen nicht zu
groß sind, können sehr lange Gleisabschnitte zu einem Stück verschweißt werden, ohne dass man befürchten muss, dass sie sich an den Enden oder an einer der Verbindungsstellen lösen. Ein Abschnitt
von 700 Metern wurde in Holyoke, Massachusetts, lückenlos verschweißt. Es wurde berechnet, dass der Ausdehnungskoeffizient von Stahl in einem solchen Klima eine Spannung von etwa 16.000 Pfund auf
den Zoll (110 N/mm²) verursachen würde, wobei die Zugfestigkeit der Schiene weit über 40.000 Pfund (275 N/mm²) liegt.
Die Reibung des Belags an der Schiene und die Trägheit der Schiene verhindern Verschiebungen, und die Ausdehnung und Kontraktion werden durch die Elastizität der Schiene aufgefangen. Mit Thermit
oder elektrisch geschweißte Schienen sind weniger anfällig für Risse oder Brüche an der Schweißnaht als gussgeschweißte Schienen.
Das Thomson-Verfahren war das erste Schweißverfahren, das bei der Herstellung von durchgehenden Schienen auf elektrischen Eisenbahnschienen angewandt wurde. Es wurde 1892 von der Johnson Company
eingeführt.
Im Jahre 1897 verbesserte die Lorain Steel Company, die Nachfolgerin der Johnson Company, das Verfahren und brachte es aktiv auf den Markt. Seitdem wurde es in fast allen großen Städten der
Vereinigten Staaten eingesetzt, und das Unternehmen hielt es für notwendig, seine Ausrüstung für diese Art von Arbeiten zu verdoppeln.
Die Verbindung besteht aus zwei an den Steg der Schiene geschweißten Stäben, einer auf jeder Seite. Zwischen den Stäben und der Schiene werden drei Schweißnähte ausgeführt, eine direkt über den
Enden der beiden Schienen und an jedem Ende der Stäbe. Die mittlere Schweißnaht wird zuerst ausgeführt. Beim Abkühlen zieht die Kontraktion der Stäbe die aneinanderstoßenden Schienen zusammen, so
dass keine Öffnung am Schienenkopf verbleibt.
Das Gerät ist auf vier Straßenbahnwagen montiert, die jeweils von eigenen Motoren angetrieben werden. Der erste Wagen trägt eine Sandstrahlvorrichtung zum Reinigen der Schienen und Stangen.
Das Schweißgerät ist an einem Kran aufgehängt, der an der Vorderseite des zweiten Wagens vorsteht (siehe Abb. 32). Das Schweißgerät selbst besteht aus einem "Transformator zur
Spannungsreduzierung der Stromzufuhr für die Erwärmung der Schweißnaht und einem Hydraulikaggregat, das die zu schweißenden Teile mit einem hohen Druck beaufschlagt." Innerhalb des Wagens
befindet sich ein geeigneter Mechanismus zum Heben und Senken des Schweißgeräts und zum Schwenken des Geräts von einer Seite zur anderen, um an einer der beiden Schienen anzugreifen.
Der dritte Wagen, der mit dem Schweißanlagenwagen gekoppelt ist, trägt einen rotierenden Transformator und eine Regelvorrichtung zur Umwandlung des Gleichstroms aus der Oberleitung in
Wechselstrom. Eine Schalttafel mit Instrumenten usw. ist ebenfalls in diesem Wagen untergebracht.
Der vierte Wagen trägt zwei Schleifeinrichtungen die jeweils über den Schienen aufgehängt sind, um eventuelle Ungleichheiten, die nach dem Schweißen der Verbindung am Schienenkopf bestehen,
auszugleichen und eine ebene Lauffläche zu erzeugen.
Das Verfahren wurde erfolgreich auf alle Arten von Schienen, sowohl Dopelkopf- als auch T-Schienen, angewandt. Auch auf das Schweißen der "dritten Schiene" (d.h. der Stromschiene) auf Hochbahnen
und oberirdischen Linien wurde das Verfahren erfolgreich angewendet.
Das Verfahren empfiehlt sich wegen seiner Unschädlichkeit besonders für den Einsatz in überfüllten Stadtstraßen, da es nicht von Feuchtigkeit beeinträchtigt wird und keine Explosionsgefahr etc.
durch plötzliche Regenstürme besteht. Der Apparat arbeitet praktisch geräuschlos.
Eine interessante Anwendung war das Verschweißen der T-Schiene auf dem Oberbau auf der Nord- und Südfahrbahn der Brooklyn Bridge im Jahre 1906.
Die Kosten der Geräte machen es für eine Eisenbahngesellschaft wünschenswerter, die Schweißarbeiten für sie ausführen zu lassen, als sie selbst auszuführen.
Das Gerät wird auch zum Anschweißen schwerer Kupferkabel an die Schienen verwendet, entweder für die Rückführung über Kopf oder bei Spezialarbeiten (wie Weichen oder Kreuzungen). Da die
Leitfähigkeit der Schweißverbindung größer als die der Schiene
ist, wird so ein höchst perfektes Verbindungssystem bei gleichzeitigem Wegfall der Verbindungen ermöglicht.
Mit dieser Maschine werden pro Tag zehn bis zwanzig Schweißnähte hergestellt. Der Bruch soll weniger als 5 Prozent betragen, und oft sogar weniger als 1 Prozent. Die Maschinen werden geleast,
nicht verkauft, und dementsprechend müssen die Kosten bei der Berechnung der Kosten pro Fügestelle auf der Grundlage der Miete, der Leistung und der Arbeitskraft berechnet werden.
Neben der Verwendung als Schweißgerät kann die Maschine auch als Vorwärmer von zu lötenden oder zu biegenden Metallen verwendet werden. Manchmal wird es vorzuziehen sein, eine Verbindung zu hart-
oder weichzulöten, wenn die beiden Metalle ihre Form nicht verlieren dürfen oder aufgrund ihrer Materialeigenschaften nihct gestaucht dürfen: Das Schweißgerät kann dann als Vorwärmer verwendet
werden. Der Strom wird so reguliert, dass die Metalle auf eine etwas geringere Hitze als die des Schweißens gebracht und auf dieser Hitze gehalten werden. Beim Hartlöten von Messing ist dies die
bekannteste Methode der Vorwärmung, da ein Brennervorwärmer immer einen Teil des Zinks im Messing verbrennt und das Kupfer oxidiert.
Das Thomson-Schweißgerät kann auch zum Glühen von Punkten in Panzerplatten verwendet werden. Dazu wird das Pluspol mit der Panzerplatte verbunden und die negative Klemme gegen den zu glühenden
Punkt gedrückt.