Das Rührreibschweißen, gelegentlich auch Reibrührschweißen (Friction Stir Welding, FSW), arbeitet unterhalb des Schmelzpunkts der zu verschweißenden Werkstücke. Dadurch kommt es bei Aluminium zu extrem hoher Festigkeit und geringem Verzug. Das Verfahren wird daher für industrielle Anwendungen in allen Bereichen des Leichtbaus eingesetzt, z.B. im Schiffbau, Brückenbau, Schienenfahrzeugbau, Automobilbau und der Luft- und Raumfahrt.
In enger Zusammenarbeit mit Stirtec bieten wir schlüsselfertige Lösungen mit kraftgeregelten FSW-Maschinen, die sich beim Rührreibschweißen mit bis zu 25 kN und beim Hochgeschwindigkeitsfräsen bei bis zu 15.000 U/min eingesetzt werden können. Mit diesen Maschinen können die Werkstücke vor und nach dem Schweißen bearbeitet werden, was in vielen Fällen zu enormen Kosteneinsparungen führt.
Die zu verschweißenden Bauteile können wie folgt hergestellt werden:
Im Fahrzeugbau werden oft große Paneele aus Strangpressprofilen zusammengesetzt. Aluguss wird zunehmend für Batteriewannen für die E-Mobilität eingesetzt.
Auch Mischverbindungen sind möglich, selbst bei sehr unterschiedlichen Schmelztemperaturen:
Für das Verschweißen von unterschiedlichen Metallen ist besonderes Know-How erforderlich: Das sich drehende Werkzeug muss anders als gewöhnlich positioniert werden.
Die werkstückspezifische Dimensionierung und Werkzeugprofilierung des verschleißfesten FSW-Werkzeugs sind von größter Wichtigkeit beim Rührreibschweißen. Meist werden Gewinde eingesetzt, die das plastifizierte Material nach unten fördern. Sie erinnern an eine archimedische Schraube oder einen Erdbohrer, der sich falsch herum dreht.
Eines der ersten FSW-Werkzeuge mit einer planaren Schulter ist heute noch in der Sammlung des Londoner Science Museum erhalten. Es handelt sich dabei um ein linksgängiges metrisches Gewinde, da
die englischen Fräsmaschinen sich normalerweise, von oben betrachtet, im Uhrzeigersinn drehen.
Eines der ersten Rührreibschweißwerkzeuge des TWI von 1991 im Londoner Science Museum, 45 mm lang
© Science Museum, CC BY-NC-SA 4.0
Das Gewinde wird verwendet, um Material von der Schulter bis zum Boden des Stiftes zu transportieren. Wenn sich das Werkzeugs wie bei den meisten älteren Fräsmaschinen im Uhrzeigersinn dreht, wird ein Linksgewinde benötigt.
Die Vielseitigkeit des zylindrischen Stiftdesigns besteht darin, dass die Stiftlänge und der Stiftdurchmesser leicht an die Bedürfnisse des Benutzers angepasst werden können. Die Verwendung eines Radius am Gewindegrund erhöht die Werkzeugstandzeit, weil Spannungskonzentrationen am Gewindegrund beseitigt werden.[1]
Eines der ersten Rührreibschweißwerkzeuge des TWI von 1991 im Londoner Science Museum, 70 mm lang
© Science Museum, CC BY-NC-SA 4.0
Im Rahmen des Verbundforschungsprojekts GSP 5651 wurde das Werkzeug verfeinert und weiterentwickelt sowie ingenieurwissenschaftlich erprobt. Das im von Ole T Midling ursprünglich im Namen der Sponsoren des Verbundforschungsprojekts und später im Namen von TWI zum Patent angemeldete Werkzeug hatte eine konkave Schulter und einen zylindrischen Gewindestift mit rundem Boden. Die Profilierung des Werkzeugs gewärleistet den vertikalen und seitlichen Fluss des plastifizierten Materials in der Schweißzone.[2]
Die konkave Schulter, die allgemein als Standardschulter bezeichnet wird, war anfangs das gebräuchlichste Schulterdesign für Reibrührschweißwerkzeuge. Konkave Schultern erzeugen hochwertige Reibrührschweißnähte, und die einfache Konstruktion lässt sich leicht bearbeiten. Die Schulterkonkavität wird durch einen kleinen Winkel zwischen der Schulterkante und dem Stift erzeugt, der zwischen 6 und 10° liegt.
Während des Eintauchens des Werkzeugs wird das vom Stift verdrängte Material in den Hohlraum innerhalb der Werkzeugschulter eingeführt. Dieses Material dient als Beginn eines Reservoirs für die Stauch- und Schmiedewirkung der Schulter. Durch die Vorwärtsbewegung des Werkzeugs wird neues Material in den Hohlraum unter der Schulter gedrückt und wird dann um den Stift herumgepresst.
Für den ordnungsgemäßen Betrieb dieser Schulterkonstruktion ist es erforderlich, das Werkzeug meist um 2,5° von der Normalen des Werkstücks weg aus der Bewegungsrichtung zu neigen. Dies ist notwendig, um den Materialspeicher aufrechtzuerhalten und es der Hinterkante des Schulterwerkzeugs zu ermöglichen, eine Stauch- und Schmiedekraft auf die Schweißnaht auszuüben.
Ein Großteil der Reibrührschweißnähte, die mit einem konkaven Schulterwerkzeug erzeugt werden, sind linear; nichtlineare Schweißnähte sind nur möglich, wenn die Maschinenkonstruktion die Neigung des Werkzeugs um Ecken durch eine mehrachsige FSW-Maschine aufrechterhalten kann.
Dieses
Stiftdesign wurde erreicht
während des von der TWI-Gruppe gesponserten Projekts mit der Nummer 5651 entwickelt und wird von Reibrührschweißern
allgemein als das Werkzeug 5651 bezeichnet.
Bei der Verwendung eines metrischen Gewindes auf einem zylindrischen Pin verringerte ein domartiges, d.h. kugelhaubenförmig oder kalottenförmig gewölbtes, unteres Ende des Stiftwerkzeugs den Werkzeugverschleiß beim Eintauchen und verbesserte die Qualität der Schweißwurzel direkt unterhalb des Stiftbodens. Der beste Kalottenradius wurde mit 75% des Stiftdurchmessers angegeben. Es wurde aufgrund der durchgeführten Experimente darauf hingewiesen, dass sich mit abnehmendem Kalottenradius (bis zu einem Werkzeug mit flachem Boden) die Schweißnahtqualität verschlechtert, insbesondere direkt unter dem Stift.[1]
Das EuroStir®-Werkzeug wurde ab dem 1. Dezember 2000 am TWI im Rahmen des Eureka-Projekts Σ! 2430 entwickelt (Projektbudget 8,5 Mio €).[3][4]
Es wurde basierend auf bestehenden MX-Triflute™- und Spiral-Schulter-Konzepten (scroll shoulder) für die industrielle Fertigung von nicht-linearen FSW-Nähten mit CNC-gesteuerten Dreiachsmaschinen (x-y-z) konzipiert, um hohe Schweißgeschwindigkeiten auch bei großen Blechdicken zu erreichen und den industriellen Einsatz des FSW-Verfahrens zu beschleunigen.[4]
EuroStir®-Werkzeug für hohe Schweißgeschwindigkeiten beim nicht-linearen, industriellen Rührreibschweißen mit CNC-gesteuerten Dreiachsmaschinen (x-y-z)
Courtesy of TWI Ltd
Zylinder, Kegelstumpf, Gewindestift, Rechteck-, Dreieck- und Sechseck-Querschnitt.[21]
© Francesco Lambiase, Hamed Aghajani Derazkola und Abdolreza Simchi, CC BY 4.0
Der Querschnitt des FSW-Pins hat einen großen Einfluss auf den Materialfluss. Außer den oben gezeigten Querschnitten sind auch gewendelte Stifte üblich, die unter dem vom TWI geschützten Warenzeichen MX Triflute™ bekannt sind.
Werkzeuge mit Doppelstift (Dual Pin) haben sich vor allem für FSW von Plastik bewährt.[21] Sie ähneln dem am TWI entwickelten Whisk™-Werkzeug für FSW von Blei im Überlappstoß, das an einen Sahneschläger einer Küchenrührmaschine erinnert.
Konisches FSW-Werkzeug mit konkaver Schulter (links und Mitte) mit drei überlagerten Wendeln (rot) zur Verbesserung des Materialflusses (rechts)[33]
Konische Stifte, die die Form eines Kegelstumpfs haben, haben den Vorteil, dass sie bei gleichem Volumen seltener abgeschert werden als zylindrische Stifte. Sie ermöglichen höhere Vorschubgeschwindigkeiten als vergleichbare zylindrische Stifte, allerdings müssen sie im Bereich der Nahtwurzel genauer über dem Fügespalt ausgerichtet werden, da sie ein im Wurzelbereich schmaleres Nugget erzeugen.
Um den Materialfluss zu verbessern und den Strömungswiderstand zu vermindern werden beim Triflute™-Werkzeug, wie rechts angedeutet, drei Wendeln in den Kegelstumpf eingebracht, deren Breite sinnvoll gewählt werden muss. Mit Ihnen wird heißes plastifiziertes Material, das unter der Schulter erweicht wurde von oben nach unten sowie von vorne nach hinten gefördert.
Eine weitere Verbesserung des Materialflusses ist beim MX-Triflute™-Werkzeug durch die multihelixförmige Profilierung der Mantelfläche des Kegelstumpfes möglich, das an die Gewindeoberfläche einer Schraube erinnert.
Konisches FSW-Werkzeug mit konkaver Schulter (links) mit drei überlagerten 1,8 mm breiten Wendeln (Mitte) und drei 2,6 mm breiten Wendeln (rechts) zur Verbesserung des Materialflusses[33]
Anders als bei einem Bohrer werden allgemein drei statt zwei Wendel eingebracht, um die Bildung von Tunnelfehlern (internal voids) zu vermeiden.
Bei einem konischen FSW-Werkzeug mit ø5 bis ø6,6 mm Durchmesser beträgt der Umfang 15,7 bis 20,7 mm. Die Einbringung von drei jeweils 2,6 mm breiten Wendeln erweist sich als vorteilhaft, wie in den folgenden Bildern gezeigt wird.
Mikroschliff mit hohem Wulst auf der "retreating side" und dadurch verursachte Schlauchpore (Tunnelfehler, internal void) ohne Wendel (links). Diese Fehler, sowie das unzureichende Verrühren der Oxidhäute (roter Pfeil) lassen sich durch die Verbesserung des Materialflusses mit einer überlagerten 1,8 mm bzw. 2.6 mm breiten Wendel minimieren oder vermeiden (Mitte und rechts). Zum Vergrößern bitte anklicken.[33]
Die aufwendige Profilierung des Stifts und der Schulter von FSW-Werkzeugen verbessert den Materialfluss, wodurch eine höhere Schweißnahtqualität erzielt wird und höhere Schweißgeschwindigkeiten möglich sind.
Im Englischen wird der Stift häufig "Probe" genannt, um darauf hinzudeuten, dass es sich anders als beim meist runden "Pin" auch um einen unrunden Dorn oder Stift handeln kann.
Unrunde Stift-Querschnitte, wie Abflachungen, Wendel oder unterbrechen den Fluss des plastifizierten Werkstückmaterials innerhalb der Stiftgewinde. Eine Weiterentwicklung sind Objekte mit konstantem Durchmesser wie Releaux-Dreiecke, Oloide oder modifizierte Hexasphericons (englisch: solids of constant width).
Durch 3D-Drucken bzw. durch den Einsatz innovativer Werkstoffe werden die Grenzen des bisher Machbaren immer weiter verschoben. Creative Commons lizensierte 3D-CAD-Modelle sind z.B. auf www.thingiverse.com verfügbar und Hinweise zum 3D-Drucken gibt Angus Deveson von Maker's Muse. Bei AluStir beraten wir Sie gerne zur Konstruktion, zur Finite-Elemente-Modellierung, dem 3D-Drucken, der Hartmetallbearbeitung und der experimentellen Erprobung von unkonventionellen FSW-Werkzeugen.
Flache oder profilierte Pin-Spitzen erzeugen in Kombination mit den modernen Stiftprofilierungen eine bessere Verschweißung der Wurzel als Kugelsegment-Pin-Spitzen.
Vorteilhaft sind zweiteilige Werkzeuge, bei denen der Stift und die Schulter aus unterschiedlichen Werkstoffen hergestellt werden, die nach dem Zusammensetzen mit der gleichen Drehzahl rotieren. Dadurch kann die Stiftlänge eingestellt werden (Set and Lock), was eine Feinabstimmung der Stiftlänge auf die Werkstückdicke ermöglicht.[24]
In Kolumbien eingesetztes FSW-Werkzeug
© Elizabeth Hoyos, Santiago Escobar (EIA) Jeroen De Backer, Jonathan Martin (TWI)
und Mauricio Palacio (MdM), CC BY 4.0
Die konische Spirale oder Helix mit variablem Durchmesser ohne Hinterschnitt ist im Vergleich zu konventionellen Gewinden und Nuten besonders verschleißfest, z.B. beim Rührreibschweißen von Stahl oder Titan.
Bei Werkzeugen mit zurückziehbarem Stift (retractable pin tools) kann die Läge des Stifts während des Schweißens mechanisch oder hydraulisch verändert werden. Dieses Prinzip ermöglicht variable Einschweißtiefen bei Werkstücken mit variabler Wanddicke und bewährt sich beim Reibrührpunktschweißen (Refill FSSW) sowie für Schweißungen ohne Endloch insbesondere bei Orbital- oder Umfangsnähten in Rohrleitungen. Zum Zurückziehen des Stifts ist eine FSW-Spezialmaschine erforderlich.[24]
Fünf FSW-Pin-Schulter-Kombinationen, für 6.3-mm (0.25 Zoll) dickes AA2024-T351, die 2018 im Auftrag der Federal Aviation Administration untersucht u. bewertet wurden[29]
© D. Burford, S. Jurak, P. Gimenez Britos, E. Boldsaikhan, W. Arbegast, N. Balasubramanian, B. Gattu and R. Mishra et al
Über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher FSW-Werkzeugschulter-Designs wurde bisher wenig veröffentlicht, um die Vorteile der meist proprietären Konzepte nicht preiszugeben. Bei einer von
der US-amerikanischen Federal Aviation Administration in Auftrag gegebenen Studie wurden 2018 zum Beispiel unterschiedliche Pin-Schulter-Kombinationen untersucht anstatt unterschiedliche
Schulterkonstruktionen mit einem einheitlichen Pin-Design zu untersuchen, so dass es auf den ersten Blick schwer fällt, die Einflüsse des Schulterdesigns von den Einflüssen des Pin-Designs zu
unterscheiden.[27][28][29]
Durch Spiralen auf der Schulter kann das Werkzeug rechtwinklig zur Werkstückoberfläche ausgerichtet werden, im Gegensatz zur konkaven Schulter, die eine Schrägstellung der Spindelachse um 2° oder 2,5° gegenüber der Werkstückoberfläche erfordert.
Werkzeuge mit konvexer Schulter, die auch Kegelschulterwerkzeuge (englisch Tapered Shoulder Tools) genannt werden, dringt die Schulter beim Schweißen in die Werkstückoberfläche ein. Anstelle einer flachen, Spiralprofilschulter, die auf der Oberfläche schwimmt, kann ein konvexes (oder kegelförmiges) Schulterprofil mit einer Profilierung verwendet werden, wobei die Schulter teilweise in das Werkstück eindringt ist. Dieses Konzept ist unter anderem dann vorteilhaft, wenn es einen Spalt zwischen den Werkstücken gibt. Es vermindert die Wulstbildung und ermöglicht Schweißungen mit variabler Einschweißtiefe.[24]
PCBN tool Q70, Megastir, Provo, Utah[25]
© Hafiz M. Abubaker, Necar Merah, Fadi A. Al-Badour, Jafar Albinmousa and Ahmad A. Sorour, CC BY 4.0
Bei Bobbin-Werkzeugen mit fest eingestelltem Abstand von Schulter zu Schulter sollte normalerweise mindestens eine Schulter einer konkaven Profil versehen werden.
Beim Rührreibschweißen mit stehender Schulter (stationary shoulder FSW, SSFSW) dreht sich die Schulter nicht. Außerdem ist es möglich, dass sich die Schulter mit einer langsameren Drehzahl als der Pin dreht.
SSFSW ist unter anderem vorteilhaft, wenn mit Knickarmrobotern geschweißt wird, da die zum Schweißen erforderlichen z-Kräfte stark minimiert werden. Außerdem entsteht dadurch eine sehr viel glattere Schweißnahtoberfläche, ohne seitlich herausgepresstem Wulst. Einzigartige Vorteile bietet es beim Schweißen von Kehlnähten.
Vereinfachtes Beispiel eines FSW-Robo-Pins in einer stehenden, d.h. nicht-rotierenden Schulter (SSFSW Tool)
SSFSW-Konzepte mit Zusatzdrahtzuführung zum Rührreibschweißen von Kehlnähten wurden unter anderem in Schweden und Finnland entwickelt und erprobt.[30][31]
Typisches Beispiel eines profilierten FSW-Werkzeugs mit konkaver Schulter und drei Abflachungen auf einem konischen Pin:
• Pin-Länge hP: 3,7 mm
• Schulter-Radius rS: 7mm
• Oberer Pin-Radius rP: 3 mm
• Winkel der konkaven Schulter γ: 10°
• Winkel des konischen Pins β: 10°
Anders als beim Lichtbogenschweißen oder Laserschweißen werden beim Rührreibschweißen die Werkstoffe der Werkstücke n der Fügezone signifikant plastisch deformiert. Daher unterscheidet sich das beim Rührreibschweißen entstehende Schweißnahtgefüge deutlich von dem, das beim Schmelzschweißen entsteht. Die metallurgischen Effekte des Rührreibschweißens, das zu den Pressschweißverfahren gehört, haben Ähnlichkeiten mit den Effekten, die bei Schmiedeprozessen vorzufinden sind: Plastische Deformation unter hohem Druck bei einer Temperatur unterhalb des Schmelzpunkts.
Bei geschliffenen und geätzten Nahtquerschnitten von Rührreibschweißnähten fällt unter unter dem Auflichtmikroskop betrachtet der feinkörnige Bereich in der Nahtmitte auf. Dieser entsteht aufgrund von dynamischen Rekristallisationsvorgängen, die bei Temperaturen in der Nähe der Solidustemperatur und hoher plastischer Deformation ablaufe. Typischerweise wird der Querschnitt einer FSW-Naht wie folgt in vier Bereiche eingeteilt:[5]
Die Morphologie des Rührreibschweißens,[5] hier gezeigt mit einem rechtsgängigen Gewinde und einer Werkzeugdrehung im Gegenuhrzeigersinn.[16]
© AluStir
Das Rührreibschweißen erfordert besondere Kenntnisse sowie große Sorgfalt bei der Werkzeugkonstruktion, Parameterwahl und Spanntechnik. Sonst kommt es zu Fehlern, die die Festigkeit des geschweißten Bauteils beeinträchtigen. Allenfalls kleinere Unregelmäßigkeiten, deren Größe in DIN EN ISO 25239:2020 beschrieben wird, sind zulässig:
Die unvollständige Verschweißung ist ein typischer Fehler beim Rührreibschweißen. Sie wird umgangssprachlich auch Wurzelfehler oder 'kissing bond' genannt und entsteht aus einem oder mehreren der folgenden Gründe:
Dieser Fehler ist mit zerstörungsfreien Prüfmethoden, wie Ultraschallprüfung, Phased-Array-Ultraschallprüfung, Farbeindringprüfung oder Röntgen nur schwer zu finden, da das unvollständig verschweißte Material so stark zusammengepresst wird, dass der Spalt unauffindbar wird.
Wenn die Bauteile vollständig verschweißt sind bildet sich an der Unterseite gelegentlich eine weiße Linie, die bei der Sichtprüfung dokumentiert werden kann. Diese Linie ist ein Anzeichen, allerdings ein unsicheres Anzeichen, für eine akzeptable Schweißung.
Wenn bei einer unvollständigen Verschweißung eine Biegeprobe mit der Wurzel in Zugrichtung durchgeführt wird, reißt das Werkstück an der Wurzel etwas auf, genau dort wo zuvor der Fügespalt war.
Aluminium ist sehr kerbempfindlich. Daher ist eine unvollständigen Verschweißung generell nicht zulässig. Sie müssen das Bauteil entweder unbrauchbar machen und verschrotten oder die unvollständige Verschweißung reparieren oder durch Fräsen entfernen.
Mit einer geeigneten FSW-Maschine, toleranzhaltigen Werkstücken, den richtigen FSW-Werkzeugen, dem nötigen Know-How und etwas Übung lassen sich unvollständige Verschweißungen zuverlässig vermeiden, wenn die Schweißaufsicht bei Produktionsbeginn oder Schichtbeginn, sowie beim Produktionsende oder Schichtende sowie bei jedem Werkzeugwechsel die nötigen Untersuchungen durchführt.[17]
Laut Norm ist nur die makroskopische Prüfung (Macroscopic Examination) als Abnahmekriterium geeignet. Dafür werden die Bauteile z.B. am Anfang oder Ende der Schweißnaht bzw. bei Stichproben auch an anderen Stellen zersägt, evt. in Kunstharz eingebettet, geschliffen, geätzt und lichtmikroskopisch betrachtet und dokumentiert.
Die Entnahme und Vorbereitung der Proben sowie vor allem die makroskopische Begutachtung erfordert Sachkenntnis und Erfahrung, um die unvollständige Verschweißung sicher zu
detektieren.
Unvollständige Verschweißung beim FSW: Der LOP kann durchaus größer als der sogenannte kissing bond sein
• LOP = Lack of penetration (umgangssprachlich 'kissing bond')
• DXZ = Dynamically recrystallized zone)[13]
Insbesondere wenn die ehemalige Fügelinie auch innerhalb des Nuggets noch sichtbar ist, die auf Englisch remnant joint line oder umgangssprachlich "Lazy S" genannt wird, sind in Zweifelsfällen Biegeproben bzw. Zugproben erforderlich, um die Qualität der Schweißnaht zu bewerten. In der deutschen Norm werden ziemlich wissenschaftlich die Bereiche "Unvollständige Durchschweißung — keine plastische Verformung" und "Unvollständige Durchschweißung — starke plastische Verformung" unterschieden.[15]
Beim Einsatz geeigneter FSW-Maschinen läßt sich die unvollständige Verschweißung durch geeignete Werkzeugkonstruktion, Parameterwahl und Parameterüberwachung zuverlässig vermeiden, solange die Bauteile den in der WPS vorgeschriebenen Toleranzen entsprechen. AluStir hat viel Erfahrung mit der Entstehung und Vermeidung von Schweißnahtfehlern. Wir beraten oder schulen oder beraten Sie diesbezüglich gerne im Rahmen eines kundenspezifischen Projektes.
Schlauchporen sind innere Unregelmäßigkeiten, die sich von außen in vielen Fällen nicht erkennen lassen. Wenn die Schlauchpore so groß ist, dass sie die Oberfläche fast durchbricht, ist gelegentlich auf der Gegenlaufseite (Retreating Side) eine Line auf der Nahtoberfläche erkennbar, genau dort, wo der Stift in die Schulter übergeht.
Die Schlauchpore entsteht, wenn nicht genügend plastifiziertes Material nach unten gepresst wird. Folgende Gründe sind möglich:
Laut Norm sind Schlauchporen mit einer maximalen Ausdehnung in Querrichtung der Schweißverbindung von d ≤ 0,2 s oder 4mm, je nachdem welcher Wert geringer ist, zulässig. Bei crashrelevanten oder schwingungsbelasten Bauteilen sind in Einzelfällen weitere Einschränkungen dieses Wertes, oder eine vereinbarte Maximallänge sinnvoll.
Schlauchporen können nach DIN/ISO-Norm nur mit der metallographischen Untersuchung zuverlässig gefunden werden. In der Praxis haben sich aber auch Ultraschall, Phased Array Ultraschall und
Röntgen für die zerstörungsfreie Prüfung bewährt.
Schlauchpore beim Rührreibschweißen[13]
AluStir hat viel Erfahrung mit der Entstehung und Vermeidung von Schlauchporen. Wir beraten oder schulen Sie gerne oder helfen Ihnen vor Ort mit der Ursachenermittlung und
Verfahrensoptimierung.
Das Herstellen von Überlappnähten ist in vielen Fällen sehr viel schwieriger als das Herstellen von Stumpfnähten. Einer der Vorteile ist jedoch, dass die Werkstücke nicht so genau zugeschnitten werden müssen, da es in der Blechebene automatisch zu einem Toleranzausgleich kommt.
Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass ein für Stumpfstöße (I-Naht) geeignetes FSW-Werkzeug auch für Überlappnähte geeignet wird. Allerdings pumpt ein für Stumpfstöße geeignetes Werkzeug so viel plastifiziertes Material in das untere Blech gepumpt wird, dass es zu einer inneren Verformung kommt, die im Englischen oft "hooking and thinning" genannt wird.[12] Bei einer Zugprobe reißt das obere Bauteil dann in dem verformten Bereich oberhalb der Überlappung.
Dabei ist folgendes zu beachten:
Es gibt nur wenige Veröffentlichungen und Patentanmeldungen zu den beim Überlappschweißen eingesetzten FSW-Werkzeugen. AluStir hat viel Erfahrung in diesem Bereich und kann Sie diesbezüglich generell schulen oder im Rahmen eines Projektes, nach Abschluss einer gegenseitigen Geheimhaltungsvereinbarung, zu kundenspezifischen Anwendungsfällen beraten.
Zu große Wurzelüberhöhung, Gratbildung, Kantenversatz, Nahtunterhang, unregelmäßige Breite und unregelmäßige Oberfläche werden in der normativ gültigen Tabelle A.1 des Anhang A der ISO 25239-5 zusammen mit den dazugehörigen Prüfungs- und Untersuchungsmethoden, Abnahmekriterien und Bezugsnummern nach ISO 6520-1 beschrieben.[6][7]
3D-Modellierung der Flusslinien des plastifizierten Materials um ein FSW-Werkzeug[18]
© Diego Santiago (CONICET) et al, CC-BY-NC 4.0
Beim Rührreibschweißen von geraden Nähten in artgleichen Blechen gleicher Dicke macht es keinen Unterschied ob sich das Werkzeug im Uhrzeigersinn oder im Gegenuhrzeigersinn dreht, sofern das Gewinde des Stiftes die gewünschte Materialbewegung erzeugt.
FSW in engen Kurven[19]
Rührreibschweißen von 29,8 und 34.8 mm dicken AA1570 Aluminiumplatten aus feinkörnigem Al-Mg-Sc-Zr mit einem FSW-Werkzeug aus HSS M2 Stahl FSW auf der leistungsstarken PowerStir™-Machine von S.P. Korolev RSC Energia ZEM
© Tatiana Kalashnikova, Andrey Chumaevskii, Kirill Kalashnikov, Sergei Fortuna, Evgeny Kolubaev and Sergei Tarasov, CC BY 4.0
Das Rührreibschweißen von Dicken Aluminiumplatten erfordert nicht nur eine leistungsstarke FSW-Maschine sondern auch viel Erfahrung bei der Konstruktion der FSW-Werkzeuge sowie der Ermittlung und Regelung der FSW-Parameter.
Metallurgische Untersuchung der rührreibschweißten 30 und 35 mm dicken AA1570 Aluminiumplatten aus feinkörnigem Al-Mg-Sc-Zr in der sibirischen Zweigstelle der Russischen Akademie der Wissenschaften in Tomsk, Russland
© Tatiana Kalashnikova, Andrey Chumaevskii, Kirill Kalashnikov, Sergei Fortuna, Evgeny Kolubaev and Sergei Tarasov, CC BY 4.0
Beim Rührreibschweißen von dicken Aluminiumblechen, sind die Besonderheiten des Materialflusses des plastifizierten Metalls und die mikrostrukturellen Entwicklung in verschiedenen Abschnitten und Zonen der Verbindung gut sichtbar. Das Makrogefüge der Rührzone kann dabei entweder aus einem einzelnen Nugget oder aus vielen übereinanderliegenden Nuggets bestehen, in Abhängikeit vom Werkzeugdesign, der Blechdicke und den Parametern.[23]
AluStir hat viel Erfahrung mit dem Rührreibschweißen und dessen industrieller Anwendung. Bitte kontaktieren sie uns per E-mail (stephan.kallee@alustir.com) oder Telefon (+49 6024 636 0123), falls Sie dazu Fragen haben.